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3 - Jazz Standards

Der Vorteil im Jazz ist, dass es schon hunderte von grossartigen Kompositionen gibt, die man immer und immer wieder gerne spielt.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Jazz reine Unterhaltungsmusik, die von Big-Bands live gespielt wurde, um die Leute an Partys zum tanzen zu animieren. Die Songs waren eine Mischung aus Chanson, Schlager, Popsongs, Lieder aus Broadway-Shows und Musicals oder Melodien der Hollywood-Filme.
Diese eingängigen und beliebten Songs wurden im Laufe der Zeit zu Standards.

Im Gypsy Swing kommen natürlich noch viele andere Standards dazu, wie z.B. die Kompositionen von Django Reinhardt, beliebte Gypsy Bossas, sowie einige Walzer.

Der musikalische Ablauf eines Standards

Über die Jahrzehnte hat sich eine vereinheitlichte Spielweise von Standards gebildet. Der Vorteil darin liegt, dass das Einstudieren von neuen Songs vereinfacht wird und den Musikern auch die Möglichkeit bietet, zusammen zu jammen, ohne weitere Absprechungen machen zu müssen. Es wird nur der Titel des Liedes angesagt und schon geht's los.

1. Meistens beginnt so ein Standard mit einem Intro. Damit wird das Tempo bestimmt.

2. Dann kommt das Thema, die Titelmelodie, quasi das Gesicht des Songs.
Das Thema geht normalerweise einen Durchgang durch alle Akkorde des Songs (ein Chorus lang).

3. Danach solieren die einzelnen Musiker über einen oder mehrere Chorusse.

4. Am Schluss des Liedes wird nochmals das Thema gespielt.

5. Bei manchen Songs kommt am Schluss noch ein Outro.


Beliebte Gypsy Swing Standards

Um mit anderen Gypsy Jazzern zusammen spielen zu können, solltest du mindestens 20 Standards kennen. Lerne zumindest deren Rhythmus auswendig spielen.
Hier eine Liste, mit den (vermutlich) am häufigsten gespielten Gypsy Jazz Standards. Viele davon sind auch relativ einfach zu erlernen.


Gypsy Swing Standards

- Minor Swing  (Am)
- Dark Eyes  (Dm)
- Minor Blues  (Gm)
- Douce Ambiance  (Gm)
- Oh, Lady be good!  (G)
- Autumn Leaves  (Em oder Gm)
- Djangology  (G)
- All of me  (C)
- Daphne  (D)
- Coquette  (D)
- I can't give you anything but love (G)
- Out of nowhere (G)
- Hungaria  (G)
- Swing Gitan  (Gm)
- Joseph, Joseph  (Am, Bm)
- Lulu Swing  (D)
- Belleville  (D)
- Bossa Dorado  (Dm)
- Sweet Georgia Brown  (G)
- Nuages  (G oder F)
- Blues Clair  (C)
- Clair de Lune  (Dm)
- Them there eyes  (D)



Das Ziel als Musiker


Ein guter Jazzmusiker sollte von einem Song…

… die Reihenfolge der Akkorde (also den Harmonieverlauf) im Schlaf aufsagen können.

… die Akkordfolge auch in andere Tonarten transponiert spielen können.

  … das Thema auswendig spielen können. Am besten auch in jeder beliebigen Tonart.

… den Harmonieverlauf und die Tonartwechsel jedes Songs kennen und wissen, wie er darüber solieren kann.


Das Thema

Sobald du ein Standard rhythmisch auswendig begleiten kannst, lerne auch sein Thema spielen. Jeder Song hat seine harmonischen Eigenheiten, um darüber zu solieren. Das Thema hilft dir, den Einstieg ins Solo zu finden.

Es gibt unzählige Fake Books (auch Real Books genannt), die hunderte Jazz Standards beinhalten, mit den Akkordfolgen und den Melodien, manchmal auch mit Texten. Diese sind aber fast ausnahmslos in Noten gedruckt. Diese können zur Not als Spick benutzt werden, was man bei Jazzern manchmal sogar an Konzerten sieht.

Im Gypsy Swing wird ausnahmslos alles auswendig gespielt, was darauf zurück zu führen ist, dass die meisten Sinti keine Noten lesen können.

Ideal wäre, du findest einen Lehrer, der dir ein Thema klipp und klar beibringt, mit allen Phrasierungen und Alternativmelodien.
Es gibt mittlerweile auch schon unzählige Videos auf YouTube, in denen die Themen Schritt für Schritt vorgespielt werden.

Djangolizer Power-User:

In Djangolizer findest du zu jedem Song einen Informationstext mit Empfehlungen von Videos, die ich persönlich sehenswert und lehrreich finde.



Heraushören des Themas

Natürlich kannst du auch versuchen das Thema Note für Note herauszuhören.
Dies ist eigentlich sowieso die beste Übung für einen Musiker, aber auch eine zeitaufwändige.
Meistens basiert das Thema hauptsächlich auf Arpeggien oder zumindest auf einer Tonleiter. Aktiviere dazu in Djangolizer die Arpeggio und die Tonleiter Ansicht.

Manche Themen sind auch relativ einfach aufgebaut und lassen sich gut heraushören.
Probiere mal "Sheik of Araby", "Oh, Lady be good" oder "Limehouse Blues". Auch Balladen wie "Clair de Lune" oder "Autumn Leaves" eignen sich bestens für die ersten Versuche.

Für sehr schnell gespielte Songs gibt es verschiedene Software für Tablets und Smart Phones, die bei gleichbleibender Tonhöhe das Tempo herunter schrauben können. Dabei bleibt die Qualität so gut, dass man nun bequem die einzelnen Noten heraushören kann.

Die Schwierigkeit beim Heraushören ist das Finden der passenden Fingersätze und Positionen auf dem Griffbrett.

Für wagemutige Gitarristen gibt es noch das Spielchen, herauszufinden, wie Django das Solo gespielt haben könnte mit nur seinem Zeige- und Mittelfinger.

Thema von "Minor Swing"

Wähle den Song „Minor Swing“ oder „Minor Swing - 5 chorus solo“, um das Thema zu üben.
Das Thema von „Minor Swing“ wird über die Intervalle 1, b3 und 5 von Am und Dm gespielt.
Ich habe eine zweite Gitarre hinzugefügt, die eine alternative zweite Stimme spielt. Da haben die Intervalle die Reihenfolge 5, 1 und b3.
Über den E7 Akkord sind zwei mögliche Basslinien notiert. Normalerweise spielt aber der Bassist diese Linien.

Minor Swing - Intro Thema für 2 Gitarren
Minor Swing Intro Theme


Das Schlussthema wird ein wenig anders gespielt, als das Intro Thema, aber auch dieses besteht nur aus Arpeggio-Noten und wird mit einem chromatischen Lauf abgeschlossen.

Minor Swing - Outro Thema für 2 Gitarren
Minor Swing Outro Theme



Djangolizer Power-User:

Um Melodien Note für Note aufschreiben zu können, gibt es in Djangolizer die Möglichkeit, Tabulatur- oder NotenLinien zusätzlich zu der Akkordtabelle mit auszudrucken.
Denke daran, die meisten Themen werden über die Akkordtöne (Arpeggien) gespielt. Stelle bei Djangolizer auf dem Griffbrett die Arpeggioansicht und zusätzlich die Tonleiteransicht ein, um die passenden Töne schneller finden zu können. Somit hast du auch einen guten Anhaltspunkt, um die Melodie einfacher im Kopf speichern zu können, wenn du sie mit einer Tonleiter auf einer bestimmten Position auf dem Griffbrett in Verbindung bringen kannst.



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