Tips & Tricks Title

12 - Eigene Licks basteln

Licks sind kurze Melodien und Phrasen, die im Schnitt über zwei bis vier Takte gehen, gut in den Fingern liegen und sich toll anhören.
Ein paar solcher Licks findest du hier in dieser Tips& Tricks Sammlung, sowie in Lehrbüchern sowie auf YouTube. Mit fortgeschrittener Kenntnis kannst du dir auch Licks von anderen Musikern heraushören.

Die Licksammlung recyclen

Lerne ein Lick immer mit dem Bewusstsein, welche Noten über welche Akkorde gespielt werden kann, denn so kannst du das gelernte Lick auch in andere Tonarten transponieren und in anderen Songs anwenden. Ich nenne das "recyclen". Du wirst staunen, wie wenig Lick-Material man braucht, um sich durch ganz viele Songs "mogeln" zu können. Klar, dass das irgenwann eintönig klingen wird, aber man muss ja irgendwo mal anfangen und am besten das anwenden, was man schon kann.

Denke bitte daran, das Licks auch in den anderen elf Tonarten und auch in allen 5 Lagen gespielt werden könnten.


Hier eine Tabelle, wie viele Möglichkeiten bestehen, um ein Lick anzupassen (5 x 12 = 60).
Table how to move a lick

Während das Transponieren in andere Tonarten durch verschieben noch ein leichtes ist, kann das Umsetzen eines Licks in eine andere Lage schon eine Herausforderung sein. Dafür ist es aber auch der kreativere Weg. So vergrössert sich deine Licksammlung mit einer persönlichen Note und die neuen Licks können wieder in andere Tonarten transponiert werden.

Licks solltest du eine geraume Weile üben und zwar mit folgenden zwei Zielen...
- trainiere, auf ein schnelles Tempo zu kommen.
- versuche das Lick bewusst in Songs einzubauen. Finde heraus, an welchen Stellen dies besonders gut funktioniert.

2-5-1 Verbindungen

Da die 2-5-1 Akkord-Verbindung in fast jedem Jazz Standard zu finden ist, lohnt es sich, solche Licks zu üben und in andere Songs einzubauen!

Hier eine kurze Liste von Jazz Standards mit 2-5-1 Verbindungen in Dur

- "Djangology", die letzten vier Takte
- "Dinah", die letzten vier Takte
- "Hungaria", die letzten vier Takte
- "It don't mean a thing", am Anfang vom B-Teil
- "Blue Bossa", Takte 9-12

Die 2-5-1 Verbindung gibt es übrigens auch in Moll.


Rhythm Change

Auch die Rhythm Changes (1-6-2-5) sind einfach zu transponieren. Ihre Licks funktionieren wunderbar in jeder anderen Tonart.
z.B. kannst du ein Lick von "Swing 42" (C Dur) einfach einen Ganzton hoch transponieren und es bei "Daphne" (D Dur) spielen.


Djangolizer Power-User:

Hast du ein Lick aus einem Buch oder einem Video gelernt, so kannst du auf der Griffbrettansicht nachschauen, wie es über den/die Akkord/e funktioniert (kognitives Lernen). Du kannst sehen, ob im Lick vor allem Arpeggio- oder Tonleiter-Noten benutzt werden. Wird es mit chromatischen Tönen ergänzt?
Auf welchem Ton fängt das Lick an? Bei welchem hört es auf?
Auf der Terz? Quinte? Septime? Sexte? Grundton? Wechsle dazu zur Interval-Ansicht.

Nach dieser Analyse kannst du das vorhandene Licks deinen Bedürfnissen anzupassen.
Du hast ein Lick, das über einen Moll-Akkord funktioniert? Wieso nicht dank der Griffbrettübersicht ein Dur-Lick daraus basteln? Oder Dominant? Einfach die rhythmischen Bestandteile beibehalten und auf der Griffbrettübersicht nachschauen, wo die Terz und die Septime liegen und diese an den Dur bzw. Dominant-Akkord anpassen.



Die konstruktive JamSession

Erfinde deine eigenen Licks! Hierzu gibt es ein paar Anregungen, wie Djangolizer dir dabei helfen kann, kreativ zu werden.

Alle vorgestellten Beispiele basieren auf den zwei Akkorden E7 und Am, die z.B. in "Minor Swing" vorkommen.
Dies ist eine einfache V7 - Im Verbindung, wie du sie in allen Moll Songs findest.
Natürlich kannst du diese Tipps später auch auf V7 - I in Dur oder auf andere Akkordfolgen anwenden.

10 Tipps zur Kreativität

1 - Spiele über den E7 Akkord Arpeggionoten und lande auf die Eins von Am auf einer der drei A Noten. Spiele noch keine andere Noten über den Am Akkord ausser A.

2 - Du kannst dein Spiel variieren, indem du jeweils von einem anderen E aus startest. Du hast zwei verschiedene zur Auswahl.

3 - Spiele den ersten Ton nicht auf die Eins, sondern auf die 4+. Merkst du, wie das ganze Lick rhythmisch ein anderes Feeling bekommt?

4 - Wechsle ab, starte das Lick einmal auf die Eins und das nächste mal auf die 4+ oder 1+.

5 - Probiere 8tel Swing aus, sowie Triolen. Wechsle ab, spiele z.B. 8tel rauf und triolisch runter.

6 - Schalte die Scale-Ansicht ein. Für E7 sollte die Phrygisch Dominant Tonleiter eingestellt sein und für Am die Harmonisch Moll Tonleiter. Spiele die beiden Tonleitern über die jeweiligen Akkorde.

7 - Spiele über E7 die Arpeggio Noten rauf und die Tonleiter runter. Bei Am das gleiche: Arpeggio hoch, Harmonisch Moll runter.

8 - Oder umgekehrt: Tonleiter hoch und Arpeggio runter.

9 - Anstelle von E7 kannst du auch die Akkorde E7b9 oder Fdim7 "denken" und deren Arpeggien und Tonleitern ausprobieren.

10 - Probiere die verschiedenen Phrasierungen aus, die du in Kapitel 10 kennen gelernt hast.



Djangolizer Power-User

- Fange die Übungen von vorne an, aber diesmal in einer anderen Position auf dem Griffbrett.



Wenn du die oben genannten einzelnen Übungen machst, dann lernst du in kleinen Häppchen und der Kopf kommt mit (kognitives Lernen).
Es soll vor Allem Spass machen und dir die unendlichen Möglichkeiten aufzeigen, die du über nur zwei Akkorde hast! Diese konstruktive JamSession ist natürlich erweiterbar. Finde eigene Konzepte heraus. Beschränke dich z.B. auf nur die unteren drei Saiten oder gar auf nur eine Saite. Erfinde ein Rhythmusmuster und spiele Tonleitern und Arpeggios in genau diesem Groove. Gehe spielerisch ran und lasse die Ideen sprudeln.

Wenn du einen tollen Lauf gefunden hast, so lerne ihn auswendig. Schreibe ihn auf und wiederhole ihn am nächsten Tag, damit du ihn nicht vergisst. Lerne ihn auch in hohem Tempo spielen. Funktioniert er noch oder fängt er an zu holpern? Passe ihn an. Setze chromatische Töne ein oder lasse ein paar weg. So bekommt dein Solospiel deine persönliche "Note".

Gehe so an jedes Lied ran. Zuerst übst du die V-I Verbindung, also von Dominant zu Grundton. Übe von beiden Akkorden den jeweiligen Arpeggio und die zugehörige Basis-Tonleiter. Das ist meistens die Oberste in der Akkordauswahl. Nimm dir pro Tag nur eine Griffbrett-Position in Angriff. Weniger ist meistens mehr.

Nun wünsche ich dir noch viel Spass beim Jammen...


Home ButtonTo Top ButtonNext Button