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Die Gypsy Gitarre

Beim amerikanischen Jazz klingt die Gitarre eher warm und schwebend. Dazu wird meistens eine Hollowbody Gitarre verwendet und ein Polytone Verstärker. Als Effekt kommt meistens noch ein Chorus dazu.

Beim Gypsy Jazz werden heutzutage zwar immer öfters auch Archtop Gitarren gespielt, aber traditionell ist es immer noch die akustische Selmer Maccaferri Style Gitarre, die den Klang und Charme vom Jazz Manouche ausmacht.

Selmer-Maccaferri Gitarren

1932 tat sich Selmer, eine Firma, die für ihre Saxophone weltberühmt ist, mit dem italienischen Gitarristen und Gitarrenbauer Mario Maccaferri zusammen, um eine Palette verschiedener Gitarrentypen zu fertigen, die auf der spezifischen Konstruktion des Italieners basierten. Maccaferris Partnerschaft mit Selmer endete bereits 1933, doch Selmer baute bis 1952 das Modell N° 807, das auch von Django Reinhardt gespielt wurde.

Im Gegensatz zu einer herkömlichen Western Gitarre, ist das Schalloch viel kleiner und oval, genannt Petit Bouche, oder hat eine grosse D-Form, genannt D-Hole oder Grand Bouche.
Eine Gypsy Gitarre hat auch immer ein Cutoff, was das Solieren in den hohen Lagen erleichtert. Bei manchen Gitarren ist die Halslänge 12 Bünde und bei anderen jedoch 14 Bünde. Kaufe eine 14-Bund-Gitarre, wenn du hauptsächlich solieren willst.

Django-Reinhardt-with-two-guitars
links eine Selmer "Grand Bouche" mit 12 Bünden Halslänge
rechts eine Selmer "Petit Bouche" mit 14 Bünden Halslänge

Vergleicht man den Klang einer Gypsy Gitarre zu einer Western Gitarre, so klingt die Gypsy Gitarre metallischer, was für das Rhythmusspiel wie den typischen "la pompe" förderlich ist. Sie kommt vom Klang her nahe an eine Dobro Gitarre. Auch beim Solospiel wirkt sie im allgemeinen lauter und knackiger als eine Western Gitarre.

Der Kauf einer Gypsy Gitarre

Es ist beim Kauf einer Gypsy Gitarre zu achten, dass sie laut genug ist. Wenn du vor allem zu Hause übst, mag dir das vielleicht nicht wichtig erscheinen, aber wenn du mit Freunden zusammen spielst, dann hörst du dich wahrscheinlich selber nicht mehr richtig. Meistens versucht man dann noch fester in die Saiten zu hauen und verkrampft sich womöglich dabei. So kann nie ein geschmeidiges Solo entstehen!

Um im Laden eine Gitarre zu kaufen, ist es empfehlenswert, einen anderen Gitarristen mitzunehmen, der dich rhythmisch begleitet, damit du testen kannst, wie sich die Gitarre im harten Live-Einsatz spielen lässt, ob sie laut genug klingt und mit schönen Obertönen heraus sticht. Dann tauscht ihr die Gitarren und du kannst hören, wie die Gitarre für deine Zuhörer klingt, nämlich meistens ganz anders, als wenn du sie selber spielst.

Was ich persönlich sehr schwierig finde, ist, eine Gitarre über das Internet zu kaufen. Wie weisst du wie sie klingt? Wie weisst du, ob sie dir in den Fingern liegt? Auch wenn du die Gitarre eines Freundes ausprobiert hast und sie dir gefällt, heisst das noch lange nicht, dass das gleiche Modell das du bestellt hast, dann auch gleich klingen wird.

Ich habe mal fünf chinesische Gypsy Gitarren mit einer fortlaufenden Seriennummer in einem Laden angespielt. Jede der Gitarren klang völlig anders !!!

Zusammenfassung:
Eine gute Gitarre zeichnet sich dadurch aus, dass sie schön klingt, laut ist und der Hals leicht und schnell spielbar ist für deine Finger. Erst dann spielt es eine Rolle, ob sie schön aussieht.


Da Gypsy Swing eine traditionelle Musik ist, werden auch die meisten Gypsy Gitarren immer noch in Europa und von Hand gebaut. Solch eine Selmer Kopie kann gut zwischen 1300.- und 4500.- Euro kosten.
Mitlerweile werden Gypsy Gitarren auch in China gefertigt, welche schon ab 300.- Euro zu haben sind. Das heisst aber nicht, dass diese Gitarren so viel schlechter sein müssen.

Hier findest du ein paar Links zu guten Gitarrenbauern

Saitenlage

Bei E-Gitarren wie auch bei Western Gitarren ist es beliebt, den Hals so zu richten, dass die Saiten möglichst tief liegen. Dadurch lassen sie sich leichter greifen und und schneller spielen.
Bei der Gypsy Gitarre ist es eher umgekehrt. Mir ist es schon passiert, dass ich auf einer Selmer Kopie mit einer niedrigen Saitenlage Mühe hatte schnell zu spielen. Sie klang auch nicht besonders laut, da ich mit dem Reststroke-Picking nicht so hart in die Saiten schlagen konnte ohne dass sie schepperten und den Ton abwürgten.
Zum Glück hat der geniale Gitarrenbauer Maccaferri seine Gitarren so konstruiert, dass man den Steg (le moustache = Schnauz auf französisch) gegen einen anderen, höheren oder niedrigeren austauschen kann. Ist dein Steg zu niedrig und du hast keinen anderen zur Hand, so kannst du auch zwei Unterlagsscheibchen aus Holz links und rechts unter den Steg klemmen.

Moustache Unterlagscheibchen

Durch einen höheren Saitenabstand wird die Gitarre auch lauter! Es lohnt sich, hiermit ein bisschen zu experimentieren. Fange mit 1mm an und schleife nach und nach die Hölzchen dünner. Beobachte dabei, wie sich das Spielgefühl, sowie der Klang bei jedem Zehntelmillimeter Höhenunterschied verändert.

Das Plektrum

Genau so wichtig für den Klang und die Lautstärke deiner Gitarre ist die Wahl des Plektrums.
Die "normalen" Plektren, die es in jedem Standart Gitarrenladen zu kaufen gibt, eignen sich für Gypsy Jazz nicht wirklich.
Die Dicke der Gypsy-Picks liegt zwischen 2 und 5 Millimetern. Je dicker das Plektrum, desto kräftiger der Ton. Man könnte schon fast sagen, je dicker das Plektrum, desto besser.

Wegen Trimus 350 and Dunlop Fat Pick
Wegen Trimus 350 (3.5mm) und Dunlop Fat Pick (5mm)

Ich persönlich mag die Wegen-Picks aus Holland sehr gut, vor Allem das dreieckige "Trimus" Modell. Dieses Pick hält ewig, ausser du verlierst es. Da es drei Spitzen hat, hält es dreimal länger als jene mit einer Spitze und es dreht sich beim Spielen auch weniger ab.
Natürlich gibt es auch noch andere Marken wie z.B. Dugain, die auch sehr beliebt sind. Dugain-Picks gibt es in den verschiedensten Materialien wie Holz, Metall, Kokos, Edelstein und Knochen. Jedes Material klingt ganz anders. Hier gilt es auszuprobieren und zu vergleichen, um den richtigen Sound zu finden.

Die Saiten

Die besten Saiten sind immer diejenigen, die am längsten halten ohne zu reissen und ohne Rost anzusetzen.

Die klassischen Gypsy Swing Saiten sind die "Argentine" von Savarez. Sie klingen sehr authentisch. Die Saite, die (fast) immer als erstes kaputt geht, ist die G-Saite. Es lohnt sich, beim Kauf von ganzen Sätzen, ein paar einzelne G-Saiten dazu zu kaufen, um diese auch mal einzeln auswechseln zu können.

Argentine Strings

Jede Saitenmarke klingt ganz anders. Falls du mit dem Klang deiner Gitarre nicht zufrieden bist, lohnt es sich, erst einmal die verschiedenen Marken auszuprobieren und zu vergleichen.

Es gibt Saitenstärken von 10 bis 12. Mit dieser Zahl ist die Dicke der dünnen E-Saite gemeint.
Mit einem Satz 11er Saiten bist du am Anfang auf jeden Fall gut beraten.

Tonabnehmer und Verstärker

Da ich selber hauptsächlich akustisch spiele, kann ich bei diesem Thema nicht viele Informationen beisteuern.

Da ich es gerne einfach habe in meinem Musikerleben, stelle ich am liebsten einfach ein Mikrophon vor meine Gitarre, welches den Klang an einen Verstärker oder die PA weitergibt.
Es gibt auch Clip-Mikrofone, die an das Schalloch gemacht werden können.
Die Mikrofon-Methoden haben den Nachteil, dass sie anfällig sind auf Feedbacks.

Manche Gitarren haben deshalb ein Tonabnehmer-System schon eingebaut und man muss nur noch das Jack-Kabel anschliessen, das zum Verstärker führt.
Django hat gegen Ende seiner Karriere einen elektromagnetischen Tonabnehmer auf seine Selmer Gitarre geklemmt. Damit klang seine Gitarre aber eher nach amerikanischem Jazz.

Es gibt sehr gute Akkustik-Gitarren-Verstärker von AER (Deutschland) und Schertler (Schweiz). Beide Marken sind nicht gerade billig, liefern dafür eine nahezu originalgetreue Klangwiedergabe! Für einen warmen jazzigen Klang haben sich auch die Verstärker von "Pêche à la mouche" bewährt.


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