Die Unterschiede zum normalen Jazz

Herkunft und Geschichte

Als das Hot Club Quintett von Django Reinhardt und Stephane Grapelli 1934 angefangen haben, zu fünft in Paris die Bühnen unsicher zu machen, waren in Amerika immer noch die Big Bands angesagt.
Zwar wurde der Gypsy Swing schon vorher erfunden, kommt vermutlich aber, von der Wildheit her gesehen, dem Bebop am nächsten. Der Bebop kam erst um 1940 ins Rampenlicht.

Django hat mit seinen zwei Kompositionen "Appel indirect" (Mai 1938) und "Rhytme Futur" (Oct 1940) schon lange den Modal Jazz zelebriert, der erst 1958 dank Miles Davis' "Milestones" ins öffentliche Bewusstsein gelangte.

Während der amerikanische Jazz sich ständig entwickelte und sich schlussendlich mit dem Free Jazz befreit und durch den Fusion sich komplett vermischt und aufgegeben hat, so blieb der Gypsy Jazz sich treu und wird heute noch nach alter Tradition zelebriert, als ob die Welt in der Swing Ära stehen geblieben wäre.

Obwohl der Gypsy Swing hauptsächlich von Zigeunern gespielt wurde und wird, so spielen immer mehr "Gadjos" (Nicht-Zigeuner) diesen Stil und spielen ihn mittlerweile auf der ganzen Welt.

Instrumentierung

Denkt man an Gypsy Swing, so denkt man unweigerlich an Gitarre und als nächstes an Violine. Den amerikanischen Jazz assoziiert man eher mit Saxophon und Trompete.
Das berühmte swingende Ride der Jazzschlagzeuger fällt beim Gypsy Jazz weg, da die Rhythmus Gitarre zusätzlich zu den Harmonien den perkussiven Part übernimmt.

Es spielt auch die Original Gitarre, die Selmer Maccaferri, die heute von verschiedensten Luthiers (Gitarrenbauern) auf der ganzen Welt nachgebaut wird, eine grosse Rolle.
Dieses Modell hat einen so eigenständigen Klang, dass Gypsy Swing ohne diese Gitarre gar nicht funktionieren würde. Jazz Manouche, mit einer herkömmlichen Westerngitarre gespielt, wird nie so richtig authentisch klingen. siehe "die richtigen Werkzeuge"

Neben der Gitarre und dem obligatorischen Kontrabass werden auch die Violine, Klarinette und das Akkordeon gerne als Soloinstrumente gespielt.

Notenmaterial und Phrasierung

Die Solos beim Gypsy Jazz bestehen hauptsächlich aus zwei Elementen: Arpeggios und Chromatische Töne.
Klar kommen auch mal Tonleitern dazu, wie auch Akkordmelodien und ein paar Effekthaschereien, um das Solo aufzulockern.
Da die Rhythmusgitarre im Gypsy Swing sehr perkussiv wirkt, ist es wichtig, die Arpeggiotöne oft anzuspielen, damit der Zuhörer auch rein durch das Solo hören kann, wo der Song harmonisch entlang führt.
Spielchen wie Inside und Outside, die im normalen Jazz gang und gäbe sind, werden beim Gypsy Jazz kaum angewendet.

Während der amerikanische Jazz die Tendenz hat, eher luftig und unberechenbar zu klingen, so ist der Gypsy Jazz geerdeter und die Melodien nachvollziehbarer, dank der an Arpeggios orientiert gespielten Noten. Vielleicht ist dies der Grund, wieso alle Altersklassen den Jazz Manouche so mögen.