Die richtigen Werkzeuge

Die Gypsy Gitarre

Beim Jazz klingt die Gitarre eher warm und schwebend. Dazu wird meistens eine Hollowbody Gitarre verwendet und ein Polytone Verstärker. Als Effekt kommt meistens noch ein Chorus dazu.
Beim Gypsy Jazz werden heutzutage zwar immer öfters auch Hollowbody Gitarren gespielt, aber traditionell ist es immer noch die akustische Selmer Maccaferri Style Gitarre, die den Klang und Charme vom Jazz Manouche ausmacht. Im Gegensatz zu einer Western Gitarre, ist das Schalloch viel kleiner und oval (Petit Bouche) oder hat eine D-Form (D-Hole).
Eine Gypsy Gitarre hat auch immer ein Cutoff, was das Solieren in den hohen Lagen erleichtert. Bei manchen Gitarren ist die Halslänge 12 Bünde und bei anderen jedoch 14 Bünde. Kaufe eine 14-Bund-Gitarre, wenn du hauptsächlich solieren willst.

J. Castelluccia Guitar - Modèle Anniversaire 65 - Petit BoucheJ. Castelluccia Guitar - Django Castel - Grand Bouche
Selmer-Maccaferri Kopien von J. Castelluccia, links mit kleinem Oval, rechts mit grossem D.
Die abgebildeten Gitarren haben Hälse mit 14 Bünde, die Markierungen auf dem Hals sind anders als bei herkömmlichen Gitarren.


Vergleicht man den Klang einer Selmer Kopie zu einer Western Gitarre, so klingt die Gypsy Gitarre metallischer, was für das Rhythmusspiel wie den typischen "la pompe" förderlich ist. Sie kommt vom Klang her nahe an eine Dobro Gitarre. Auch beim Solospiel wirkt sie im Allgemeinen lauter und knackiger als eine Western Gitarre.

Es ist beim Kauf einer Gypsy Gitarre zu achten, dass sie laut genug ist. Wenn du vor Allem zu Hause übst, mag dir das vielleicht nicht wichtig erscheinen, aber wenn du mit Freunden zusammen spielst, dann hörst du dich vielleicht nicht mehr richtig. Meistens versucht man dann noch fester in die Saiten zu hauen und verkrampft sich womöglich dabei. So kann nie ein geschmeidiges Solo entstehen!

Um im Laden eine Gitarre zu kaufen, ist es empfehlenswert, einen Freund mitzunehmen, der dich rhythmisch begleitet, damit du testen kannst, wie sich die Gitarre im harten Live-Einsatz spielen lässt, ob sie laut genug klingt und mit schönen Obertönen heraussticht. Dann tauscht ihr die Gitarren und du kannst hören, wie die Gitarre für deine Zuhörer klingt, nämlich meistens ganz anders, als wenn du sie selber spielst.
Was ich persönlich sehr schwierig finde, ist, eine Gitarre über das Internet zu kaufen. Wie weisst du wie sie klingt? Wie weisst du, ob sie dir in den Fingern liegt? Auch wenn du die Gitarre eines Freundes ausprobiert hast und sie dir gefällt, heisst das noch lange nicht, dass das gleiche Modell das du bestellt hast, dann auch gleich klingen wird.

Zusammenfassung:
Eine gute Gitarre zeichnet sich dadurch aus, dass sie schön klingt, laut ist und der Hals leicht und schnell spielbar ist für deine Finger. Erst dann spielt es eine Rolle, ob sie schön aussieht.

Bei E-Gitarren wie auch bei Western Gitarren ist es beliebt, den Hals so zu richten, dass die Saiten möglichst tief liegen. Dadurch lassen sie sich leichter greifen und und schneller spielen.
Bei der Gypsy Gitarre ist es eher umgekehrt. Mir ist es schon passiert, dass ich auf einer Selmer Kopie mit einer niedrigen Saitenlage Mühe hatte schnell zu spielen. Sie klang auch nicht besonders laut, da ich mit dem Reststroke-Picking nicht so hart in die Saiten schlagen konnte ohne dass sie schepperten und den Ton abwürgten.
Zum Glück hat der geniale Gitarrenbauer Maccaferri seine Gitarren so konstruiert, dass man den Steg (le moustache, französisch: der Schnauz) gegen einen anderen, höheren oder niedrigeren austauschen kann. Ist dein Steg zu niedrig und du hast keinen anderen zur Hand, so kannst du auch zwei Unterlagsscheibchen aus Holz links und rechts unter den Steg klemmen. Beobachte dabei, wie sich das Spielgefühl, sowie der Klang bei jedem Zehntelmillimeter Höhenunterschied verändert. Durch einen höheren Saitenabstand wird die Gitarre auch lauter! Es lohnt sich, hiermit ein bisschen zu experimentieren.

Da Gypsy Swing eine traditionelle Musik ist, werden auch die meisten Gitarren immer noch in Europa und von Hand gebaut. Solch eine Selmer Kopie kann gut zwischen 1300.- und 3500.- Euro kosten.
Mitlerweile werden Gypsy Gitarren auch in China gefertigt, welche schon ab 300.- Euro zu haben sind. Das heisst aber nicht, dass diese Gitarren so viel schlechter sein müssen.

Das Plektrum

Wegen Trimus 350 and Dunlop Fat Pick
Wegen Trimus 350 (3.5mm) und Dunlop Fat Pick (5mm)

Genau so wichtig für den Klang und die Lautstärke deiner Gitarre ist die Wahl des Plektrums.
Die "normalen" Plektren, die es in jedem Standart Gitarrenladen zu kaufen gibt, eignen sich für Gypsy Jazz nicht wirklich.
Die Dicke der Gypsy-Picks liegt zwischen 2 und 5 Millimetern. Je dicker das Plektrum, desto kräftiger der Ton. Man könnte schon fast sagen, je dicker das Plektrum, desto besser.

Ich persönlich mag die Wegen-Picks aus Holland sehr gut, vor Allem das dreieckige "Trimus" Modell. Dieses Pick hält ewig, ausser du verlierst es. Da es drei Spitzen hat, hält es dreimal länger als jene mit einer Spitze und es dreht sich beim Spielen auch weniger ab.
Natürlich gibt es auch noch andere Marken wie z.B. Dugain, die auch sehr beliebt sind. Dugain-Picks gibt es in den verschiedensten Materialien wie Holz, Metall, Edelstein und Knochen. Jedes Material klingt ganz anders. Hier gilt es auszuprobieren und zu vergleichen, um den richtigen Sound zu finden.

Die Saiten

Die besten Saiten sind immer diejenigen, die am längsten halten ohne zu reissen und ohne Rost anzusetzen.

Die meistbenutzten Saiten sind die "Argentine" von Savarez. Sie klingen sehr authentisch. Die Saite, die (fast) immer als erstes kaputt geht, ist die G-Saite. Es lohnt sich, beim Kauf von ganzen Sätzen, ein paar einzelne G-Saiten dazu zu kaufen, um diese auch mal einzeln auswechseln zu können.

Jede Saitenmarke klingt ganz anders. Falls du mit dem Klang deiner Gitarre nicht zufrieden bist, lohnt es sich, die verschiedenen Marken auszuprobieren und zu vergleichen.

Tonabnehmer und Verstärker

Da ich selber hauptsächlich akustisch spiele, kann ich bei diesem Thema nicht viele Informationen beisteuern.

Da ich es gerne einfach habe in meinem Musikerleben, stelle ich am liebsten einfach ein Mikrophon vor meine Gitarre, welches den Klang an einen Verstärker oder die PA weitergibt.
Es gibt auch Clip-Mikrofone, die an das Schalloch gemacht werden können.
Die Mikrofon-Methoden haben den Nachteil, dass sie anfällig sind auf Feedbacks.
Manche Gitarren haben deshalb ein Tonabnehmer-System schon eingebaut und man muss nur noch das Jack-Kabel anschliessen, das zum Verstärker führt.
Django hat gegen Ende seiner Karriere einen elektromagnetischen Tonabnehmer auf seine Selmer Gitarre geklemmt. Damit klang er aber mehr nach amerikanischem Jazz.

Es gibt sehr gute Akkustik-Gitarren-Verstärker von AER (Deutschland) und Schertler (Schweiz). Beide Marken sind nicht gerade billig, liefern dafür eine nahezu originalgetreue Klangwiedergabe!

Die richtige Spieltechnik

Neben gutem Material ist auch gutes Handwerk wichtig, damit der Gypsy Jazz authentisch klingt. Hier werden die Basis Techniken vorgestellt, die den Rhythmus und das Solospiel ausmachen.

La Pompe

Was einem Nichtjazzkenner sofort an Gypsy Swing auffällt, ist der treibende und pumpende Rhythmus, der sogenannte "la pompe" (französisch für Pumpe).
Gegenüber dem Standard Jazz Rhythmus "Four on the beat", wird beim pompe der zweite und vierte Schlag betont und klingt somit schon fast perkussiv. Beim Gypsy Swing ersetzt der Rhythmusgitarrist somit den Schlagzeuger.
siehe auch Tipps&Tricks "Der Rhythmus kommt zuerst"

Das Reststroke Picking

Beim Gypsy Swing benutzt man als Anschlagstechnik das sogenannte Reststroke-Picking, wenn man einzelne Töne spielt. Hiermit wird die Saite mit dem Plektrum aus dem Handgelenk heraus hart angeschlagen und das Plektrum bleibt nach dem Abschlag auf der nächstunteren Saite liegen, beim Aufschlag jedoch bleibt es wie gewohnt in der Luft.
Beherrscht man das Reststroke-Picking, so kann man schnell und laut spielen ohne zu verkrampfen. Durch das Aufliegen des Plektrums auf der unteren Saite ist die rechte Hand entspannt und man hat auch eine bessere Kontrolle über die Saiten.
Es wird, wann immer möglich, ein Abschlag gespielt, da dieser lauter ist und weniger Kraft benötigt. Es gibt jedoch klare Regeln, wann ein Abschlag und wann ein Aufschlag gespielt wird.

Für Gitarristen, die schon seit Jahren mit der herkömmlichen Plektrumtechnik spielen und sich nun mehr mit Gypsy Swing beschäftigen möchten, sollten sich überlegen, ihre bisherige Technik beizubehalten, denn es kann Jahre dauern, bis die Gypsy Picking Methode in Fleisch und Blut übergeht.
Meiner Meinung nach lohnt es sich aber, denn erst mit dieser Technik entsteht der authentische Klang und die Phrasierung der grossen Meister.
siehe auch Tipps&Tricks "Die Picking Technik"